Für wen lohnt sich Swiss liberty?
Der neue Pauschalpreis von 50 Rappen für Mobilfunkgespräche bis zu einer Stunde im NATEL swiss liberty-Tarif von Swisscom Mobile stösst auf lebhaftes Interesse. Wie in der gestrigen Meldung schon erwähnt, ist der Grund für diese Preisoffensive die sinkende Nutzung des NATEL-Netzes seitens Swisscom Mobile-Kunden. Im vergangenen Jahr sank die durchschnittliche Gesprächsmenge pro Kunde im NATEL-Netz um 7.2 Minuten auf 153.4 Minuten pro Monat - als Grund dafür geben die Kunden in erster Linie die als zu hoch und zu wenig transparent empfundenen Preise für die Mobilgespräche an. Und das ist noch nicht alles, denn wenn die Mindestlaufzeit des Abonnementes vorbei ist, wird der nächste Schritt eines unzufriedenen Kunden der Wechsel zu einem Konkurrenten sein.
Zwar läuft auch bei sunrise in Sachen Mobilfunk nicht alles ganz rund - so verkaufte das Unternehmen im vergangenen Jahr weniger Mobiltelefone - dafür konnten die Umsätze bei Mobilfunk-Dienstleistungen gesteigert werden. Orange dagegen weist in der Schweiz mit 85 Franken pro Monat den höchsten Durchschnittsumsatz pro Kunde auf. Orange und sunrise bieten unter anderem Tarife mit Minutenpaketen zum Einheitspreis an. Diese sind zum einen leicht durchschaubar, weil man immer weiss, was die Paketminute kostet, ausserdem sind die Minutenpreise gerade bei grösseren Kontingenten deutlich niedriger als diejenigen im NATEL-Netz.
Satter Mengenrabatt für Langtelefonierer
Die Kunden haben das offenbar auch bemerkt und die höheren Minutenpreise bei Swisscom Mobile durch entsprechende Zurückhaltung beim Griff zum Handy kompensiert. Insofern ist NATEL swiss liberty ein Versuch, verlorenes Terrain zurückzuerobern. Das Angebot bleibt auch bei genauerem Hinsehen interessant: So lohnt sich der Pauschalpreis gegenüber dem nach der monatlichen Grundgebühr von 25 Franken vergleichbaren Tarif NATEL Swiss schon ab einer Gesprächsminute in der Hauptzeit, in der Nebenzeit spätestens nach drei Minuten. Dafür kann man aber fast eine Stunde weitersprechen, ohne dafür mehr berechnet zu bekommen. Das ist ein satter Mengenrabatt und die Netzauslastung lässt sich auf diese Weise sicherlich verbessern. Telefoniert man versehentlich ein wenig länger als eine Stunde, verdoppelt sich zwar der Preis für das Gespräch, er liegt aber weit unter dem, was man mit einem herkömmlichen Tarif dafür gezahlt hätte. Insofern machen Plaudertaschen, die sich gern länger unterhalten, einen guten Schnitt. Für den wortkargen Bescheid-Sager, der ohnehin kaum länger als eine Minute telefonieren mag, bringt die neue Stundenpauschale allerdings keine Verbesserung, im Gegenteil: Kurzanrufe werden zumindest in der Nebenzeit teurer. Für diese Zielgruppe wären niedrigere Minutenpreise und bessere Abrechnungstakte interessant.
Ärgerlich ist der Stundenpreis auch, wenn man statt dem gewünschten Gesprächspartner nur den Anrufbeantworter erwischt oder schnell mal die Combox abhören will. Gerade in der Nebenzeit wird ein solcher Kurzanruf teurer als bisher. Trotzdem kann sich der neue Tarif insgesamt bezahlt machen - auch für Swisscom Mobile. Für Viel- bzw. Langtelefonierer ist dieser Tarif derzeit das interessanteste Angebot in diesem Preissegment. Es bleibt abzuwarten, ob und wie die beiden Mitbewerber auf diesen Vorsstoss von Swisscom Mobile reagieren.
Spannend bleibt auch, wie der Markt auf die Preissenkung bei den Terminierungs-Entgelten auf das NATEL-Netz reagieren wird. Auch bei der Durchleitung von Festnetztelefonaten auf NATEL-Anschlüsse musste Swisscom Mobile einen Rückgang hinnehmen. Insbesondere Geschäftskunden waren mit den hohen Preisen für Gespräche auf Swisscom Mobile-Handys unglücklich. Deshalb senkt der Anbieter diesen Preis wie schon berichtet auf vergleichsweise günstige 20 Rappen pro Minute.